Februar 2004
Besuch im (Auto-)Schlaraffenland!
Ich war da !!! Wo ?!?! Na in Florida.... Ende Februar war ich mit meiner Frau auf einer PKW-Rundreise in Florida. Wir hatten von hier die Flüge, den Mietwagen (von ALAMO einen BUICK Rendevouz) und die Hotels in Miami, Cocoa Beach, Orlando, St. Petersburg, Fort Meyers und Key West gebucht. Ich will hier nicht weiter auf die eigentliche Reise eingehen, nur soviel, es war sehr schön und sehr erlebnisreich; wer näheres wissen will, möge bitte mit mir Kontakt aufnehmen.
Ich will hier aber dem interessierten US-Car Fan (und hier im XP-Forum sind wir das wohl alle ein bisschen) etwas über das Land der „unbegrenzten Möglichkeiten“ erzählen; wer schon mal da war, wird`s wissen: HIER ist der Autofahrer (und damit der Kunde) noch wirklich König:
Die Gallone (3,785 L) „Normalbenzin“ kostet zur Zeit 1,62 $, das sind umgerechnet (beim gegenwärtigen Dollarkurs) 0,34 € pro Liter!!! Daher ist es auch kaum verwunderlich, dass der Amerikaner ALLES mit dem Auto erledigt, vom „Drive-Thru-Bankautomat", über die auch hier bekannten Drive-Inn-Schalter beim Restaurant bis hin zu „Drive-Thru-Friedhöfen“ auf denen die Blumengestecke an den Gräbern bequem vom Autositz aus gewechselt werden können.
Und nun zum eigentlichen Thema „Schlaraffenland“, nämlich dem Autokauf:
Zunächst sei anzumerken, dass der Amerikaner in der Regel entweder nur voll ausgestattete Fahrzeuge (meist mit eigener Bezeichnung wie z.B. „Eddie Bauer“) oder aber nur absolut spartanische (bzw. nur in der Grundausstattung) Autos kauft. Deshalb findet man z.B. bei den Ford-Händlern nur sehr selten 4x4 Fahrzeuge und oft auch nur mit Stoffsitzen. Nachgerüstet werden die Fahrzeuge dann oft in „Heimarbeit“, wobei dann Teile aus dem Internet oder vom Schrotthändler verbaut werden. Dies hat natürlich auch Auswirkungen auf das Angebot an Gebrauchtfahrzeugen.



Ob nun beim Gebraucht- oder Neuwagenkauf, der Amerikaner kauft nur Autos, in die er vor Ort einsteigen kann, was zur Folge hat, dass Autohäuser hunderte von Kraftfahrzeugen vorrätig haben müssen. Daraus folgert, dass die Grundstücksflächen der Autohäuser ins Gigantische gehen. Da sich die Autohändler an den jeweiligen Stadtgrenzen angesiedelt haben bedeutet dies, dass man häufig den Eindruck hat, dass die Städte bzw. Gemeinden nahtlos ineinander übergehen – Stadtkern, Autohäuser, Stadtkern, Autohäuser etc. Wer`s nicht glaubt soll mal von Miami Stadt Richtung Norden auf dem Highway 1 fahren; für über zwei Stunden Fahrt ändert sich das „Landschaftsbild“ nicht einmal.




Dieses massige Angebot hat natürlich einen brutalen Konkurrenzkampf zur Folge. Neufahrzeuge werden mit 0,00 Prozent und ohne Anzahlung finanziert, wer mehr als 1,0 Prozent Zinsen verlangt, kann nichts verkaufen. Und wirklich Jeder ist erst mal kreditwürdig. Die Fahrzeugpreise bei Neuwagen werden gedrückt um auch ja noch den Letzten auf den Hof zu bekommen; die Auswahl muss riesig sein und der Service ist das A und O. Mittlerweile sind 7 Jahre Garantie ohne Kilometerbegrenzung auf das gesamte Fahrzeug keine Seltenheit mehr, Hyundai macht gerade groß Werbung für den „Santa Fe V6“ mit 10 Jahren Garantie oder 100.000 Meilen und zwar uneingeschränkt!!!

Gratisgetränke im klimatisierten Verkaufsräumen sind selbstverständlich und die Probefahrten werden einem regelrecht aufgedrängt; wir hatten trotz des Hinweises Touristen zu sein (und damit als Kunden auszufallen) bei einem FORD-Autohaus in Homesteadt ausgedehnte Probefahrten (selber fahren) im 5,4L V8 Expedition und im 4,6L V8 Explorer – beide in der Eddie Bauer Version! Anschließend wurden Adressen getauscht und bei unserer Rückkehr nach Hause war auch schon die verabredete Email da !!


Bei der Gelegenheit ein kleiner Hinweis: Die in den Seitenfenstern der Fahrzeuge ausgehängten Preislisten (siehe auch Foto unten) sind die vom Hersteller vorgegebenen Verlaufspreise, ähnlich unserer deutschen UVP. Der dort genannte Preis ist die Ausgangsbasis für die Verhandlungen, und zwar nach unten! Fragt mich bitte nicht wie der Händler daran noch verdient, „unser“ Verkäufer hat auf diese Frage meinerseits nur süffisant gelächelt!

Wichtig scheint bei alle dem aber zu sein, dass der Kunde die Preise kennt und mit vergleichbaren Konkurrenzangeboten aufwarten kann, dies wird jedoch durch die Werbung in der Tagespresse (siehe Foto unten) erheblich erleichtert.

Und im übrigen werden in den USA Automarken angeboten, die in Europa kaum einer kennt: so z.B. Accura, Infinity usw. andere Automarken wie z.B. Lexus sind ganz anders am Markt positioniert; was bei uns als „Luxusmarke“ gilt, ist dort besserer Durchschnitt. Dies spiegelt sich insbesondere im Preis wieder, so kostet das Flaggschiff der Lexus-Fahrzeuge, der GS 450, als Neuwagen mit allem Drum und Dran dort nicht mehr als 30.000 $; bei uns nicht unter 50.000 € !
Was bleibt als Fazit (für mich):
Unendlicher Neid auf das nahezu grenzenlose Angebot an Fahrzeugen, die Stellung als Kunde würde in Deutschland undenkbar sein und wenn man weiß wie es geht, sind auch die Preise nur zu beneiden.
Ich denke mal mein Nächster kommt von Drüben – wie auch immer !!!
Vielen Dank Christian !