Hallo Homerbundy,
ich habe noch einen Nachtrag, der an ganz anderer Stelle deutlich macht, was passieren kann, wenn man mit den falschen Prämissen und Management-Methoden versucht, auf Marktentwicklungen zu reagieren und mit jeder weiteren Entscheidung alles noch schlimmer macht:
Wir alle wissen, dass die Marke Jaguar derzeit in einer tiefen Absatz-Krise steckt. Keiner will die qualitativ sehr anerkannten Autos (vgl. Platz 2 der J.D.Power-Statistik) kaufen.
Warum?
Da wurde von Ford USA 1989 eine frisch sanierte Luxusmarke übernommen, die mit dem XJ40 ein profitables und anerkannt gutes und modernes Oberklassemodell, mit der Serie III einen V12-Klassiker und mit dem XJS ein sportliches Coupé im Programm hatte. Es war damals auch schon der XJ81 in der Entwicklung, also ein XJ40 mit einem weiterentwickelten 6.0-Liter-V12-Motor. Alle Ampeln standen also auf "Grün" für die Zukunft, nur fehlte Jaguar die Finanzkraft für eine eigenständige Zukunft.
Da wurden dann unter US-Führung mittels konsequenter "Entfeinerung" der Oberklasse-Modelle ab 1995 (V8-Motoren statt V12, viel Plastikchrom, Plastiktoßfänger, Plastik-Grill, Retro-Optik etc.) und der Eroberung niederer Marktsegmente (die schlimmste Sünde ist hier der aus dem Mondeo abgeleitete X-Type) die ganze Luxus-Marke nach unten, auf das "Premiummarken-Niveau" von deutschen Massenherstellern gedrückt. Natürlich mit den Ziel, die Stückzahlen zu erhöhen und einen Return auf das Investment von 4 Mrd. Doller zu bekommen.
Natürlich wurden dazu auch die Preise gesenkt - ist doch klar, dass billige Autos besser verkauft werden als teure. Oder etwa nicht...?
Heute kostet der Einstiegs-XJ weniger als eine Mercedes S-Klasse (und steht sich nicht trotzdem, sondern deswegen die Reifen platt)! Das ist schlichtweg ein Skandal und wäre noch vor 15 Jahren undenkbar gewesen!
Es muss doch jedem Marktkenner klar sein, dass man in diesen Fahrzeugklassen
nicht über den Preis verkauft, sondern nur über Alleinstellungmerkmale (wie damals der V12-Motor über Jahrzehnte!) und das Image einer Marke.
Doch was macht Jaguar?
Zwar hat man nun nach über 15 Jahren Fehlentwicklung kurz vor dem Exitus erkannt, dass diese Marke nur im Luxussegment erfolgreich sein kann - aber statt sich alter Tugenden zu besinnen (z.B. Preiserhöhungen, konsequenter Ausbau der Oberklasse mit unübertroffenem Luxus und V12-Motoren, ...), bricht man abermals mit Tradition und Image, wirft alles über den Haufen und bringt einen verkappten Audi in Aggresiv-Optik auf den Markt:
Sicher wird er billiger sein als eine E-Klasse - und er wird von der deutschen Presse hochgelobt (klar, sieht ja aus wie ein Audi) und vom Käufer gemieden werden. Denn für markentreue Jaguar-Kunden ist das Auto eine Zumutung - und Audi-Kunden bleiben sowieso bei ihrem Audi...
Auch den XJ wird man mit einem kräftigen Facelift dieses Gesicht verpassen. Klar, es liegt bestimmt am Gesicht, dass die Käufer den Jaguar XJ meiden...
Und wieder wird man ratlos vor dem Ergebnis stehen, Preise senken, Technik entfeinern und sich über den Flop wundern... wenn dazu dann noch Zeit ist.